Das Stalag VII A Moosburg gilt als eines der größten Kriegsgefangenen-Mannschafts-Stammlager (= „Stalag“) des Dritten Reichs. Zumindest gehört es zu den großen und ganz sicher am Ende des Krieges zu den bedeutenden Lagern. Ursprünglich war es für 10.000 Mann angelegt. Die ersten Gefangenen erreichten das noch im Aufbau befindliche Lager am 19. Oktober 1939. Die größte Gefangenengruppe stellten Franzosen dar, gefolgt von kulturell und ethnisch unterschiedlichen Bewohnern der Sowjetunion. Durch den Einsatz von aus den Kolonien Frankreichs und Großbritanniens stammenden Soldaten fanden sich in Moosburg sogar zahlreiche Kriegsgefangene aus Afrika oder Indien.

In den Jahren des Krieges wurden rund 150.000 Kriegsgefangene registriert und viele davon auf Arbeitskommandos von der Land-wirtschaft bis zur Industrie verteilt. Gegen Ende des Krieges hielten sich im Stalag VII A unter prekären Umständen über 70.000 Gefangene auf einer Fläche von 350.000 Quadratmetern auf.

Das Stalag VII A wurde am 29. April 1945 von US-amerikanischen Truppen befreit. Zuvor hatte die Lagerleitung entgegen offizieller Befehle entschieden, das Lager kampflos zu übergeben. Nach der Befreiung kam es in Moosburg zu Plünderungen, Ausschreitungen und Vergewaltigungen. Kurze Zeit später richtete man in den vorhandenen Strukturen ein von den USA geführtes Internierungslager ein, das „Civilian Internment Camp No. 6“. Nach dessen Auflösung im März 1948 siedelten sich Heimatvertriebene in den Baracken an. Es entstand der Stadtteil „Neustadt“.

Die sog. Sabathiel-Baracke, die „letzte“ erhalten gebliebene Kriegsgefangenenbaracke des Stalag VII A

Mehr rund um das Stalag VII A

Im Zweiten Weltkrieg entstand in Moosburg mit dem Stalag VII A eines der großen Kriegsgefangenenlager auf deutschem Boden. Anders als an weiteren Standorten hat sich hier eine erstaunliche Fülle an Zeitdokumenten bis hin zu Gebäuden erhalten. Doch gerade diese Reste stellen die Verantwortlichen vor große Probleme.

Besonders drängend erscheint derzeit die Erweiterung der Mittelschule, die Raum für Mensa und Mittagsbetreuung braucht. Um diesen Raum zu schaffen, soll die schräg gegenüber der Schule gelegene ehemalige Wachmannschaftsbaracke Schlesierstraße 3 umgebaut werden. Dem Denkmalschutz entsprechend soll allerdings das äußere Erscheinungsbild erhalten bleiben. Bisherige Planungen konnten diesem Grundgedanken m.E. nicht entsprechen, da doch massive Eingriffe in die Bauform vorgenommen werden sollen. Mit dem dazu parallel gedachten Abriss der anschließenden Wachmannschaftsbaracke Schlesierstraße 5 würde das „Ensemble“ mit Baracke 3 massiv gestört bzw. der historische Anblick weitgehend zerstört. Da mittlerweile ein „Erinnerungsort Moosburg“ entstehen soll, würde ein Abriss diesen in Frage stellen.

Zu dieser Problematik habe ich bereits 2020 einen Beitrag des von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz betreuten Tag des offenen Denkmals® gestaltet:

Trotz der im Frühjahr 2020 erfolgten Überdachung der Reste der letzten Gefangenenbaracke des Stalag VII A, der nach dem früheren Eigentümer benannten „Sabathiel-Baracke“, steht dieses denkmalgeschützte Gebäude im Herbst 2020 erneut in der Diskussion. Der Bürgermeister der Stadt Moosburg Josef Dollinger denkt, dass für die Baracke in ihrem jetzigen Zustand keine weiteren Gelder mehr aufgewendet werden sollten. Wenn sich diese Einstellung durchsetzt, kommt dies einem Todesurteil für dieses einzigartige Bauwerk gleich. Bedeutsam ist die Baracke nicht nicht nur wegen ihrer Bauweise und realen historischen Bezüge, sondern als emotionaler Anker für die Nachkommen einstiger Kriegsgefangener.

Hierzu einer von mittlerweile vielen Berichten über sog. „Stalag-Besuche“ (Moosburger Zeitung, 19. August 2017):

Megan Spencer hat nach ihrem Besuch in Moosburg den mittlerweile preisgekrönten Podcast „From a whisper to a bang“ veröffentlicht, in dem sie auch eindringlich auf das Stalag VII A eingeht. Deutlich hörbar ist im zweiten Teil der Reihe ihre emotionale Reaktion, als sie an der „Sabathiel-Baracke“ steht (bei Minute 43).